Dienstag, 25. September 2012

Heute möchte ich über ein weiterverbreitetes  Feng Shui-, Wohlstandsüberdruß-, "ich bin ja so entspannt" Vorurteil schreiben. Dieses "Hach , ich brauche meinen ganzen Kram ja gar nicht, ich könnte in einer Stunde meine Koffer packen und nach Neuseeland auswandern".
Ach ja,  zusammen mit dem  Delonghi Kaffeevollautomaten nehme ich mal an!
Oder:  "...ist das nicht wahnsinnig erleichternd den ganzen Krempel loszuwerden" und "DA MERKT MAN ENDLICH, WIE WENIG MAN DOCH BRAUCHT" und es ist ja so "BEFREIEND,  endlich sich von allem Materiellen zu lösen! Du, ich brauch das alles nicht..." usw.
Also ehrlich, ich kann mir schon vorstellen, dass es erlösend ist 10.875  ungelesene E-mails zu löschen, die nie eingeklebten, nicht digitalen Fotos aus grauer Vorzeit wegzuwerfen, Briefe von ungeliebten Loosermännern einfach in der alten Wohnung zu vergessen und Muttis selbstgenähte Jeans ( "die sind doch noch gut Kind, was allein der Stoff gekostet hat!") gleich mit.
ABER:
Es ist schön Dinge zu haben!!!!!!!!!!!!






Wir leben jetzt seit 10 Wochen aus dem Koffer, mit drei Kindern und zwei Erwachsenen und es ist gar nicht schön. Nein, ich empfinde es nicht als befreiend! Ich habe meine Sachen gemocht. Es ist einfach zu schön, wenn man einen Wasserkocher hat, eine Kaffeemaschine!!!!!!!!! und Küchengeräte wie einen Mixer oder auch nur Aufbewahrungsboxen für Mortadella.
Es ist einfach schön, mehr als 10 Unterhosen im Schrank liegen zu haben, naja das ist eigentlich egal, aber ich kann meine drei Röcke nicht mehr sehen! Es ist so schön einmal eine andere CD zu hören, genug Bettwäsche zum Wechseln zu haben oder Handtücher!
Ausreichend Sporthosen für einen kleinen Jungen der sich jeden Tag so dermaßen einsaut...

Es ist so schön, die geliebten Bücher zur Hand zu nehmen, eine Auswahl zu haben, die über das hiesige Bibliotheksrepertoire von J. M. Simmel und Utta Danella hinausgeht (Schauder).
Ich will hier nicht jammern, ich will einfach nur sagen, dieses Wohlstandsüberdrußgelaber, dieses "Du ich brauch das alles nicht"= Bullshit!
Ich habe das auch bevor wir hierherkamen nicht gedacht, ehrlich. Ich bin mir meines privilegierten Lebens durchaus bewusst und ich schätze das sehr!
Natürlich können wir ohne all das leben, atmen, überleben. Aber das macht doch keinen Spaß! Ich wehre mich vehement gegen diese coole, verwöhnte "Du ich brauch das alles nicht, das ist ja so befreiend!"
Ich gestehe, ich bin total uncool, ich brauche meine Sachen um mich zuhause zu fühlen und glücklich zu sein. Ich liebe meinen Wasserkocher. So!




Der Container ist ja noch nicht da. Er schippert noch vor Indien herum. Übrigens das ist einfach sensationell, falls ich es noch nicht erwähnt habe. Ich verfolge jetzt seit Wochen den Weg meines Klaviers (schluchz) auf den Weltmeeren übers Internet. Ich gebe den Namen "Kyoto Express" ein, das ist unser Dampfer und bekomme auf einer zauberhaften Seite, die Position des Schiffes angezeigt. Das ist so spannend. Vor Somalia und dem Jemen war mehrere Tage Funkstille. Aus Sicherheitsgründen, wegen der Piraten . Wie aufregend!

Ihr seid herzlich eingeladen mein Klavier mitzusuchen, nach dem Motto: "wir haben eine kleine Maus versteckt!" In Singapur wird dann umgeladen und dann weiß ich leider nicht mehr wie das Anschlußschiff heißt. Aber von dort dauert es dann nicht mehr lange! Es wird sein wie Weihnachten. Der totale Überfluss.
Jawoll. Und ich werde es lieben. Ich berichte dann .
Also: seid dankbar für die vielen kleinen und die großen Dinge. Streichelt heute Abend noch einmal euren Wasserkocher. Viele Grüße von mir
Nur Mut es geht schon gut
Eure Tina







Samstag, 22. September 2012

Wie man die Wasserrechnung bezahlt: eines schönen Tages hängt am Gartentor ein in Folie eingepackter Zettel (Regenzeit). Darauf steht die Wasserrechnung für einen Monat. Damit gehe ich zum Moobaanoffice, überreiche meine Rechnung, bezahle, bekomme eine Quittung, fertig. In unserem Moobaan kein Problem. Das Office ist relativ gut organisiert und zuverlässig. Anders bei L. Sie arbeitet in einem Moobaan, in dem das Büro seit zwei Monaten nicht besetzt ist und kann die Rechnung nicht bezahlen. Eigentlich nicht schlecht würde man denken. Das Problem ist: Wasser und Strom werden hier relativ rigoros und schnell abgestellt, wenn man nicht zügig bezahlt.
L. hat aber noch Wasser im Büro.





Die Stromrechnung zu bezahlen ist ungleich witziger!
Die kommt mit der Post, ganz seriös und dann fahre ich möglichst rechtzeitig! s.o. , zu einem  "7 Eleven" Shop. Zuerst habe ich immer "7up" Shop gesagt. Das sind so bunte Tankstellenläden, nur ohne Tankstelle. Damit kann man hier die Straßen pflastern. Alle fünf Meter gefühlt eine Zweigstelle und überall noch mehr Filialen im Bau begriffen.  Sich bei 7Eleven zu treffen, kann nur in die Hose gehen, man steht garantiert nicht in derselben Filiale!
In diesen Shop gehe ich also mit meiner Stromrechnung, greife im Vorbeigehen noch nach einer Tüte Eis, einer CD, einem Duschgel oder was auch immer und lege den Zettel auf den Tisch. Bezahle. Bekomme eine Quittung. Fertig ist der Strom bezahlt. Das finde ich so witzig. Und praktisch!






Dienstleistungen!
Arbeitskraft ist in Thailand unglaublich günstig, bzw. unglaublich schlecht bezahlt. Das führt dazu, zusammen mit der unglaublichen Freundlichkeit und Geduld der Thailänder, das wir uns hier im Dienstleistungsparadies befinden. Wie wir da wieder zurückfinden sollen ist mir ein Rätsel.
Z.B. im Supermarkt: meine gesamten Einkäufe werden von der Frau an der Kasse eingepackt, manchmal darf ich sie nicht einmal allein in den Wagen legen.
Vom Parkplatz werde ich vom Wachpersonal aus der Parklücke herausgewinkt und auf die Straße gelotst. Hier muß niemand einparken können, man muß nur gucken, dass man den Parkplatzlotsen nicht überfährt und auf seine Trillerpfeife hören!
Im Restaurant wird mir ständig aus einem Eiskübel neues Eis und bei Bedarf das Getränk nachgeschenkt, bevor ich überhaupt bemerkt habe, dass ich nachschenken könnte.
Manchmal ist uns das richtig unangenehm. Aber diesen Service abzulehnen fällt ja schon wieder in den Bereich Zurückweisung und muß sehr taktvoll vorgetragen werden.
Traumhaft einfach ist es geworden tanken zu fahren. Ich muss mich nicht einmal von meinem Sitz erheben. Ich halte an der Zapfsäule und ein freundlicher Mensch fragt mich, was ich tanken möchte. Ich teste meine Thaikenntnisse und sage es ihm: 95 ! Geht zur Not auch auf englisch. Er tankt für mich, sagt mir, was ich bezahlen soll und ich gebe ihm das Geld. Er geht weg, kommt mit meinem Wechselgeld zurück, sagt mir freundlich auf Wiedersehen und ich kann vom Hof rollen. Sensationell!

Ein anderer lustiger Effekt, der sich hier für uns einstellt, ist, dass wir völlig ungeniert auf deutsch alles rumtratschen. Uns versteht ja keiner. Neulich war vor uns an der Supermarktkasse ein weißer Farang, da mußten wir richtig aufpassen für den Fall, dass er deutsch versteht! Oder heute, da sitze ich mit J. auf der Spielplatzbank und da kommt eine vierköpfige, sonnenbrandgerötete, dickliche Erwachsenengruppe noch halb in Badekleidung mit den Poolhandtüchern auf der Schulter vorbeigelaufen (das gehört sich hier einfach überhaupt nicht  so halbbekleidet herumzulaufen) und ich sage total laut: "Guck mal, die Farangs, das sind bestimmt Amerikaner". Und erst hinterher merke ich: das können doch genau so gut Deutsche gewesen sein! (Das gehört sich ja auch nicht von mir!)
So ist das, wir sind natürlich Farangs, werden wir immer bleiben. Aber Touristen sind wir eben auch nicht. So dazwischen. Aber so fremd, wir könnten genau so gut vom Mond kommen. Ich kann ja nicht mal die Schrift lesen, oder die Nationalhymne singen. Das würde helfen, wenn ich den Tempeleintritt nicht bezahlen wollte!

Aber ich kann fragen: ist das Schwein? Seht her, das sind Schweineteilchen, an denen ich jeden Morgen auf dem Weg zur Schule vorbeifahre. Die werden hier zum Trocknen in die Sonne gehängt und später mit so einem Gasbrenner flambiert. Im Supermarkt gibt es das industrielle Produkt dazu in der Nähe von den Chipstüten. Hatte aber noch nicht das Bedürfnis davon zu probieren.







Zur Entspannung und als Überleitung zum nächsten Thema noch ein hübscheres Foto:





Wie man zum Friseur geht:
Was macht frau, wenn sie verzweifelt ist und sich ihr Leben krisenhaft ändert? Natürlich, sie geht zum Friseur! So geschehen in den ersten Wochen hier im August.
Aber das war gar nicht so einfach! Im ersten Moment der Depression dachte ich: ein Pixie muß her, ein radikaler Schnitt für eine radikale Lebensumstellung. Außerdem sehr geeignet, um den Nacken hitzetechnisch zu entlasten. Und... es wächst ja wieder, und... ich habe drei Jahre Zeit, bis mich außer meiner Familie wieder jemand sieht der mich kennt, also: so what!
Finster entschlossen mache ich mich also an meinem freien Vormittag auf den Weg und klappere drei Friseure ab:
den ersten finde ich nicht, der Schleichweg durch das Thaidorf ist wirklich sehr pittoresk, allein ich finde weder den Supermarkt, noch den Friseur der daneben sein soll. Der Friseur an unserer Ecke hat GESCHLOSSEN. Der neben der Wäscherei auch. Zufällig komme ich an "Diamond Hair" vorbei. Ebenfalls geschlossen. Bis ins Airport Plaza wollt ich an dem Tag nicht fahren, es sollte der Dorffriseur von nebenan sein!
Es war nicht Montag! Vielleicht ist in Thailand der Friseurmontag der Friseurmittwoch? Keine Ahnung. Oder man geht einfach nur nachmittags zum Friseur?
An einem anderen Tag bin ich dann ins Airport Plaza gefahren. Dort ist man auf Farangs eingestellt und entschuldigt sich auch nicht ausschweifend dafür, dass man mir gleich an den Kopf fassen wird. Im Gegenteil, hätte mir jemand in Deutschland eine solche Kopfmassage verpasst, ich glaube, ich hätte ihn geschlagen, bzw.  zurückgehauen. So denke ich nur: " Oh, die ist aber stark, habe ich etwas falsch gemacht?"
Mangels Thaikenntnissen zeige ich ihr ein Bild, das ich extra mitgebracht habe. Wisst Ihr, dass es in normalen Frauenzeitschriften kaum Abbildungen von kurzhaarigen Frauen gibt? Das nur am Rande.
Es wird dann ganz anders und ich bekomme einen ziemlichen Pottschnitt, den ich jetzt immer mit Klämmchen bändige, damit es nicht so blöd aussieht. Fairerweise muss man sagen, dass es ja schon in Deutschland fast unmöglich ist einem Friseur mitzuteilen, was genau man eigentlich von ihm will, also warum hätte es hier klappen sollen?
Zu meinem Trost entdecke ich in "Vogueonline", dass Chloé Sevigny, alt gewordenes It Girl, mit einem ähnlichen Bob auch total dämlich aussieht. HIHI.
Die Lust auf kurze Haare ist mir inzwischen vergangen, vielleicht war das alles ja auch ganz gut so.
Soviel zum Leben als "Mag" (Mitausgereistesfamilienmitglied).
Nut Mut es geht schon gut!
Eure Tina



Donnerstag, 13. September 2012

Das Leben ist plötzlich wunderbar! Ich habe gerade meine erste richtige Thaimassage erlebt und fühle mich sosososososososo guuuuuuuut!
Das ist einfach herrlich.
Entgegen der vielbemühten Scherze um "Happy Ending" usw., gibt es keinerlei Gefahr in ein solches Etablissement zu geraten, wenn draußen eine Thaimassage offeriert wird.
Die anderen "Angebote" werden deutlich kommuniziert und es gehört wohl eher in das Reich der Legende von eher zweifelhaften Touristen "zufällig" in einen  erotischen  Massagesalon geraten zu sein.
Aber ich schweife ab.

Meine Freundin A. nimmt mich mit in das "Kad Farang", eine leider "verwaiste", entzückende weiße Shopping Mall mit vielen kleinen Lädchen, die leider größtenteils leer stehen. Da hat sich wohl jemand verplant. Schade um die Geschäftsidee, ich kann mir hier gut die Touristenbusse vorstellen, aus denen sich die shoppingwütigen Ladys entladen und auf die Thaispezereien losstürmen, während die Männer sich die Füße massieren lassen.




Zum Glück für mich steht ja bis auf den Massagesalon fast alles leer und wir gehen also hinein. Ein sehr gepflegtes Ambiente und ein angenehmer Duft nach Massageöl empfängt uns (so sauber ist es wohl nicht in jedem Salon, aber noch habe ich ja keinerlei Vergleich.).
Wir werden gebeten in ein kleines Zimmer abzubiegen . Auf dem Boden liegen zwei Matten, die zur Dekoration diagonal mit einem Schal bedeckt sind. Außerdem gibt es ein Kissen und zwei "Thaipyjamas" für uns . In der Mitte gibt es eine Trenntür, so dass auch Einzelzimmer hergestellt werden könnten.
Wir legen unsere Kleidung ab und die "Thaipyjamas" an. Die Hose stellt mich kurz vor einige Schwierigkeiten. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich schon hilflos verwickelt in diesem Stück Stoff, das zwei Beine hat, in die ein Elefant passen würde. An einer Seite ist eine lange Schnur angenäht, in die ich mich kreativ verwickeln kann. Aber nach einem kurzen Hinweis von A. finde ich die richtige Technik. Rein in die Elefantenbeine, übrigen Stoff einschlagen und von hinten mit dem Band zubinden. Das Oberteil ist einfach ein langärmeliges weites Oberteil.



Zwei Damen betreten den Raum und nehmen sich unserer an. Ich soll mich auf den Bauch legen.
Hinter mir kniend beginnt meine Masseurin mit einer Druckmassage meiner Fußsohlen. Wir haben uns für die einstündige "Kopf, Rücken& Nacken" Variante entschieden. Gleichwohl werden wir von den Füßen, über die Beine bis zum Rücken gut durchgearbeitet.
Ich geniere mich kurz ein bisschen, weil ich mir nicht sicher bin, ob meine Fußsohlen über jeden Zweifel erhaben sind (wir sind ja in der Regenzeit und der Boden ist oft schlammig, trotzdem ist es so heiß, dass ich nur in FlipFlops unterwegs bin und in der Wohnung barfuss.
Ich bin mir trotz des frühen Vormittags aber nicht ganz sicher, wie sauber meine Fußsohlen sind).
Egal, da müssen wir jetzt beide durch und es geht auch schon weiter. Mit ihren Handballen arbeitet die zierliche Person sich jetzt an meinen Waden aufwärts. Entweder ich bin dort so verspannt oder das ist einfach eine kitzlige Stelle, jedenfalls schüttelt es mich vor Lachen, was für allgemeine Erheiterung sorgt.




Kurz darauf sitzt sie tatsächlich auf meinen Beinen unterhalb des Pos. Ich denke, sie wiegt höchstens 50 Kilo. Mit Handballen, Ellenbogen und ich weiß nicht was noch, werde ich durchgedrückt und massiert und finde es höchst angenehm. Irgendwie weiß sie genau, wo meine Grenze ist, die sie manchmal erreicht, aber nicht überschreitet.
In Deutschland bei einer Massage ist es mir oft zu "soft".
Meine Nachbarin, deren Masseurin kräftiger gebaut ist als meine, hat aber genau dies Problem.
Meine Zufriedenheit ist also zufällig und nicht Thaimassagenspeziell.
Bisher sind wir die ganze Zeit durch unsere "Pyjamas" hindurch bearbeitet worden. Jetzt wird der Rücken gelüftet und mit einer sehr wohlriechenden Creme eingerieben und weitermassiert.
Anschließend geht es wieder über dem Pyjama hinunter und endet in einer Klopfmassage meiner Hinterbeine, die aber leider sehr schnell endet.
Die beiden Damen verlassen den Raum.
Huch, schon zu Ende?  Bevor ich Enttäuschung verspüren kann, fällt mir wieder ein, dass A. gesagt hat, dass ungefähr in der Mitte die beiden den Raum verlassen werden, sich die Hände waschen und hinterher drehen wir uns um.
Das ist jetzt wirklich niedlich und ganz anders als in Deutschland. Meine M. kommt wieder, legt sich das Kissen in den Schoß und bittet mich mit einem liebreizenden Lächeln meinen Kopf darauf zu betten.
So liege ich sehr bequem und sie bearbeitet, indem sie unter mich greift, Nacken, Schultern und zum Schluss, das ist wirklich schön, mein Gesicht, meine Stirn und meinen Kopf. Sie zwickt sogar meine Augenbrauen.
(In Gedanken erweitere ich meine To Do Liste: jetzt also auch noch Thaimassage lernen!)
Dann setze ich mich auf und wir "turnen" ein bisschen. Sie verknotet mich und dehnt mich. In einer gewissen Hohlkreuzposition sperre ich mich ein bisschen, was wieder für freundliche Heiterkeit sorgt.
Am Schluss noch einmal Nacken und Schulter im Sitzen und freundliches Ausstreichen.
Bevor wir den Salon verlassen gibt es noch eine Tasse Ingwertee mit Honig. Wie in Thailand üblich, schmecke ich nur Honig, möchte aber nicht unhöflich sein und trinke meine Tasse durchaus mit Genuss.




Beim Bezahlen wieder eine typische Thaikleinigkeit.
A. zahlt für uns beide.
Es ist absolut unüblich hier getrennt zu bezahlen. Würde man in großer Runde im Restaurant den Versuch unternehmen, getrennt zu bezahlen, würde man sicher scheitern. Abgesehen davon, dass das Personal es furchtbar schwierig finden würde, alles auseinanderzurechnen, findet man dieses Verhalten in Thailand einfach absolut unmöglich. Besonders von uns als grundsätzlich wohlhabend eingestuften weißen Farangs.
Also immer zusammen bezahlen und dann privat auseinanderrechnen!
Alle Besucher können sich jetzt schon freuen! Da gehen wir auf jeden Fall hin!!!
Nur Mut es geht schon gut!
Eure Tina

Dienstag, 4. September 2012

Neulich waren wir zum ersten Mal etwas touristischer unterwegs. Wir wollten zum Samstagsmarkt, der "Saturday Walking Street", wurden dann aber von sintflutartigen Regenfällen daran gehindert. Also disponierten wir um, und fuhren zum "Night Basar", der  mehr überdacht ist. Der Night Basar steht in jedem Reiseführer und findet täglich statt. Hier ist es etwas touristischer, was die Klientel und die Preise anbelangt. Für den Anfang war das für uns vielleicht gar kein so schlechter Einstieg. Ging ja sowieso nicht anders wegen des Regens. Wahnwitzig viele Stände und Verkaufsartikel, die wir jetzt so nicht erwartet hätten.




Wie ein blutiger Anfänger kaufen wir die ersten Dinge ohne zu handeln! Nun weiß ich, dass auf dem Night Basar wohl grundsätzlich der doppelte Preis als erstes genannt wird. Der kommt uns allerdings so niedrig vor, dass wir erst später beginnen zu handeln. Es dauert ein bisschen, und ich bin bestimmt noch kein Profi, bis man ein Gefühl dafür bekommt, welchen Wert die Dinge hier haben.
Nach ein paar Versuchen werden wir besser und ich mache schwer Eindruck mit den paar Zahlen, die ich inzwischen gelernt habe. Noch am selben Tag war ich mit meiner Sprachlehrerin zu den Hundertern und Tausendern vorgedrungen.
Natürlich handeln wir sehr behutsam, wir sind ja nicht auf einem türkischen Basar! Gnadenloses Runterhandeln, von einigen Farangs vielleicht als Sport betrachtet, würde uns hier einfach nur unmöglich machen und zu unwiederbringlichem Gesichtsverlust führen. Für Thailänder ist der materielle Anschein extrem wichtig. Für einen Thailänder kommen gefälschte Markenartikel überhaupt nicht infrage. Lieber verschuldet er sich, um sein Ansehen mit teuren Besitztümern zu steigern, als sich mit einem Fakeprodukt sehen zu lassen. Zu hartes Handeln könnte ihn in Verdacht bringen "arm" zu sein, wodurch er sein Gesicht verlieren würde. Die Thais denken, dass wir alle steinreich sein müssen, weil wir es uns leisten können hier zu sein. Wenn wir zu hart feilschen, ist das einfach nur hochnotpeinlich und wir würden dafür keinesfalls Bewunderung ernten, weil wir so sparsam mit unserem Geld umgehen, sondern wir würden als geizig und hartherzig dastehen. Davon abgesehen, haben wir ja nichts dagegen, dass die Thai an uns ihr Geld verdienen.
 Für Thailänder ist das Geld dazu da, ausgegeben zu werden. Am Besten für Dinge, die Spaß machen (Sanuk). Wohl auch aus diesem Grund ist das Land in wirtschaftlicher Hinsicht fest in der Hand der Chinesen und Inder. Aber dazu vielleicht ein andermal.




Auf dem Night Basar gibt es eine sehr lustige Sache extra für uns "Farang". Wir können, für gar nicht wenig Baat (Geld) unsere Füße in ein Bassin mit Fischen tauchen und uns anknabbern lassen. Das soll sehr gut für die Durchblutung, Haut etc. sein und allem Anschein nach wohl auch sehr kitzlig!
An diesem Abend haben wir keine Zeit mehr dazu, aber dies ist eine Touristenattraktion, die ich unbedingt noch einmal erleben möchte. Wenn es soweit ist, werde ich an dieser Stelle berichten!


An einem anderen Abend schaffen wir es dann doch noch auf die Saturday Walking Street. Hier gibt es deutlich weniger Touristen und die wenigen, die ich erblicke sehen genauso dösig aus, wie ich vermutlich auch. Einer läuft doch tatsächlich mit weit offenstehendem Mund herum!



Die Thais amüsieren sich königlich und sind in Heerscharen gekommen. Dieser Markt ist nur samstags und vom Warenangebot und vom "Kolorit" sehr viel hochwertiger und authentischer als auf dem Night Basar. Es gibt auch keine Fische, die meine Füße beknabbern könnten.




Die Durianfrucht ist in Thailand die "Königin" der Früchte und auch teurer. Für unsere Nasen stinkt sie dermaßen, dass ich es noch nicht geschafft habe, sie zu probieren. Ich bin eben noch ein Anfänger und ein wirklich dummer Farang!




Diese Früchte heißen Longan und schmecken auch ein bisschen wie Litschi. Unsere jüngste Tochter M. mag sie sehr gerne.













So sitzt man hinter den Ständen und isst erstmal Abendbrot.













Hier handelt es sich um Seife





Überall wird Sushi angeboten, aber bei der Wärme ist mir das Ganze nicht geheuer und ich lasse lieber die Finger davon.





Dies ist eine typische Thaisüßigkeit (khanom thai) und wird aus Mehl und Eiern hergestellt, schmeckt leider aber nicht so bunt wie sie aussieht, sondern ein bisschen fad.






Liebe Grüsse nach Berlin!





Dies ist eine grosse Glibberkugel, eine chinesische Süßigkeit, die wir nicht probiert haben, weil gerade als wir dort waren an diesem Stand der Strom ausfiel und sie keine Zeit für uns hatten. So richtig haben wir aber auch nicht gewollt. Stattdessen haben wir Klebreis mit Mango gegessen, Sehr köstlich!!!!!!!!






 Auf der Saturday Walking Street gibt es an jeder Ecke improvisierte Massagesalons, wo wir für 60 B. pro Halbestunde unsere Füße, Schultern, Hals oder Kopf behandeln lassen können. Improvisiert soll heißen, ein Bereich auf der Straße ist mit Stühlen, Isomatten und Decken abgetrennt, wie ein kleines Beduinenzelt und dient als Salon. Am Ende des Tages verschwindet die Einrichtung wieder bis zur nächsten Woche.





Wir gönnen uns, nach dem wir gespeist, gespielt und eingekauft haben, als erstes eine Fußmassage. Die ist einfach himmlisch!.
J. döst in seinem Stuhl vor sich hin und ich beobachte die Leute, die an dem Massagestand vorbeiziehen.  Hier lassen sich auch die Thais massieren (wie gesagt, es sind ja kaum Farangs da, was natürlich auch noch an der Jahreszeit liegt).
Das wäre eigentlich auch eine Idee für deutsche Einkaufszonen, natürlich zu höheren Preisen, aber der Bedarf wäre doch auf jeden Fall da, oder?
Uns hat es so gut gefallen, dass wir im Anschluss gleich noch eine Schulter& Kopf Massage in einem anderen Etablissement buchen. Die ist dann wirklich schrecklich!
Ich habe das Pech von der Chefin selbst behandelt zu werden, und ich muss schon sagen, die Gute hat einen stahlharten Griff und keine Technik. Ich versuche die schmerzhafte Behandlung so thailändisch gelassen wie möglich über mich ergehen zu lassen. Noch während unserer Massage kommt der grosse Regen. Schon bei den ersten Tropfen bricht die helle Panik aus.
Das ist so etwas, was wir überhaupt nicht verstehen, aber für Thais absolut typisch ist. Sie leben ganz und gar im Augenblick und obwohl wir mitten in der Regenzeit sind und nur für diese drei Monate man sich doch eigentlich darauf einstellen könnte, dass es einmal am Tag heftigst regnet, sind sie so überrascht und panisch als sei eine Herde Elefanten im Anmarsch. (Vielleicht wäre das gar nicht so schlimm gewesen!)
(Übrigens ist es anscheinend überhaupt nicht peinlich, sondern vielmehr üblich, in Ermangelung eines mitgenommenen Regenschirms sich einfach eine Plastiktüte über den Kopf zu stülpen.)
Ich bin zum Glück gerade fertig, aber J. noch nicht. Anscheinend kommt es überhaupt nicht infrage die Massage zu unterbrechen, also bedecke ich J. mit einem Handtuch, damit er nicht zu nass wird (seine Masseurin steht unter einem Dachvorsprung) und sehe zu, wie um mich herum hektisch umgebaut wird. Leider ist mein Fotoapparat in diesem Moment fünf Meter von mir entfernt und ich komme nicht ran.

Die kleinen Frauen holen eine riesige Plane und drei Sonnenschirme hervor, die unter die ausgebreitete Plane gewuchtet werden, so dass ein Dach entsteht. Die Männer von den Nachbarständen schauen tatenlos zu. Dass mal eben einer mit anpackt scheint unüblich zu sein. Als ich mithelfe die Plane hochzuhalten wird das ganze ein großer Sanuk (Spaß) und die thailändische Kundschaft hilft auch ein bisschen mit. Am Schluss lachen wir alle sehr, als nur noch ein Herr dasteht und die Plane hält. Den lassen wir jetzt da stehen!
Sehr schlechte Massage, aber sehr viel Spaß.
Inzwischen hat es längst wieder aufgehört zu regnen und wir machen uns auf den Heimweg.





Nur Mut es geht schon gut!
Eure Tina

Sonntag, 2. September 2012

September

Langsam fange ich an zu begreifen, dass wir hier wirklich in den Tropen leben.
Subtropen, o.k.
In der ersten Nacht, in der wir das Fenster öffneten, trafen unsere europäischen Ohren auf eine Geräuschkulisse, wie wir sie bisher nur von Regenwald-CDs und unserem Ausflug nach Leipzig in das Regenwaldpanorama kannten.

Erstes Gebot hier : immer die Türen schliessen und sofort nach dem Fensteröffnen, die Moskitogitter wieder schliessen. Es gibt wirklich viel Ungeziefer, und man möchte so wenig ungebetene Gäste wie möglich empfangen. Die Mücken und Ameisen kommen trotzdem immer irgendwie rein.
Abends, zum einschlafen, machen wir die Air Condition (kurz genannt "Klimi") an. Später, wenn wir das Licht ausmachen, wieder aus und öffnen die Fenster. Sofort hören wir lautestes! Grillenzirpen und Krötenquaken, exotische Vogelstimmen, etc., etc. Das einzige Geräusch, das noch fehlt ist das von kreischenden Affen.
Die Kröten klingen so laut, als wenn der Nachbar vor seiner Haustür sägt. Die Kröten wandern durch die Kanalisation, deshalb ist es nicht jeden Abend gleich laut. In der zweiten Nacht, als ich sie das erste Mal hörte, habe ich wirklich gedacht, der Nachbar hat einen Anfall von nächtlicher Heimwerkerlust.
Allein die unerhörte Ausdauer des Geräusches ließ dies irgendwann doch unwahrscheinlich werden.

Zu dieser Jahreszeit regnet es nachts manchmal so heftig, dass sich die Tiere schon in Zweierreihen in der Straße aufstellen. Wir leben wirklich mitten im Dschungel. Wenn hier nicht so wild gegärtnert und gebaut würde, würde dieses Gebiet innerhalb von zwei Wochen wieder zum wilden Dschungel zuwachsen, da bin ich mir sicher.
In deutlichem Gegensatz dazu, steht die thailändische Ansicht darüber, wie ein Garten auszusehen hat. Nämlich topgepflegt und akkurat abgezirkelt. Damit unser Vermieter zufrieden ist, beschäftigen wir zwei seiner bevorzugten Gärtner. Eine Frau, die alle zwei Tage zum Gießen, Blätter aufsammeln etc. kommt und einen Mann, natürlich mit mehreren Gehilfen. Der kommt ein Mal im Monat zum Rasenmähen und Hecken und Sträucher schneiden. So sieht es dann aus:








Dieser Freund wurde beim Überqueren der Straße überrascht und zu uns gebracht. Wir haben ihn in den Teich gesetzt und dann nicht mehr wiedergesehen.









Unser Familienzuwachs: wir haben von unseren Nachbarn zwei Wüstenschildkröten übernommen. Leider büxt die eine immer aus, so dass unsere tägliche Gartenarbeit jetzt darin besteht die Schildkröte zu suchen!












Skorpione und Schlangen haben wir noch nicht gesehen, aber sie sind da! Deshalb betreten wir sicherheitshalber den Rasen nicht barfuß.







Neuerdings haben wir auch eine Meebaan, eine Putzfrau. Die kommt jetzt zweimal die Woche von 9:00 bis 16:00 Uhr. Ist das nicht unglaublich!!! Im Moment, da unsere Möbel und unser Krimskrams noch nicht da sind, weiß sie gar nicht was sie die ganze Zeit machen soll. Von 12:00 bis 13:00 Uhr fährt sie in ihre Mittagspause und trifft sich mit den anderen Frauen, die hier putzen und arbeiten zum Essen. Sie ist eine wirkliche Perle und spricht nur Thai! Ich behelfe mir mit den paar Vokabeln, die ich bis jetzt gelernt habe und meinen Händen und Füßen.





Das ist der heiße Ofen der Meebaan

Ein Detail des Straßenverkehrs, das unsere
Kinder total lustig finden, ist der Countdown an den Ampeln. Das ist wirklich praktisch. Daran kann man auch immer gut sehen, wie lange man noch grün hat, um über die Kreuzung zu kommen. Gleichwohl bedeutet eine rote Ampel hier nicht dasselbe wie in Deutschland!



 Hier noch ein paar Gartenbilder:





Spider Lily










Unser viertes Mietauto,

alles falsch herum.




Vor der Haustür ziehen wir sehr thailändisch unsere Schuhe aus und treffen manchmal Kakerlaken, die wir aber nicht in unser Mittagessen einbauen.







 


So sieht es bei uns aus. Herzliche Grüße in kakerlakenfreie Zonen!
Nur Mut es geht schon gut!
Eure Tina