L. hat aber noch Wasser im Büro.
Die Stromrechnung zu bezahlen ist ungleich witziger!
Die kommt mit der Post, ganz seriös und dann fahre ich möglichst rechtzeitig! s.o. , zu einem "7 Eleven" Shop. Zuerst habe ich immer "7up" Shop gesagt. Das sind so bunte Tankstellenläden, nur ohne Tankstelle. Damit kann man hier die Straßen pflastern. Alle fünf Meter gefühlt eine Zweigstelle und überall noch mehr Filialen im Bau begriffen. Sich bei 7Eleven zu treffen, kann nur in die Hose gehen, man steht garantiert nicht in derselben Filiale!
In diesen Shop gehe ich also mit meiner Stromrechnung, greife im Vorbeigehen noch nach einer Tüte Eis, einer CD, einem Duschgel oder was auch immer und lege den Zettel auf den Tisch. Bezahle. Bekomme eine Quittung. Fertig ist der Strom bezahlt. Das finde ich so witzig. Und praktisch!
Dienstleistungen!
Arbeitskraft ist in Thailand unglaublich günstig, bzw. unglaublich schlecht bezahlt. Das führt dazu, zusammen mit der unglaublichen Freundlichkeit und Geduld der Thailänder, das wir uns hier im Dienstleistungsparadies befinden. Wie wir da wieder zurückfinden sollen ist mir ein Rätsel.
Z.B. im Supermarkt: meine gesamten Einkäufe werden von der Frau an der Kasse eingepackt, manchmal darf ich sie nicht einmal allein in den Wagen legen.
Vom Parkplatz werde ich vom Wachpersonal aus der Parklücke herausgewinkt und auf die Straße gelotst. Hier muß niemand einparken können, man muß nur gucken, dass man den Parkplatzlotsen nicht überfährt und auf seine Trillerpfeife hören!
Im Restaurant wird mir ständig aus einem Eiskübel neues Eis und bei Bedarf das Getränk nachgeschenkt, bevor ich überhaupt bemerkt habe, dass ich nachschenken könnte.
Manchmal ist uns das richtig unangenehm. Aber diesen Service abzulehnen fällt ja schon wieder in den Bereich Zurückweisung und muß sehr taktvoll vorgetragen werden.
Traumhaft einfach ist es geworden tanken zu fahren. Ich muss mich nicht einmal von meinem Sitz erheben. Ich halte an der Zapfsäule und ein freundlicher Mensch fragt mich, was ich tanken möchte. Ich teste meine Thaikenntnisse und sage es ihm: 95 ! Geht zur Not auch auf englisch. Er tankt für mich, sagt mir, was ich bezahlen soll und ich gebe ihm das Geld. Er geht weg, kommt mit meinem Wechselgeld zurück, sagt mir freundlich auf Wiedersehen und ich kann vom Hof rollen. Sensationell!
Ein anderer lustiger Effekt, der sich hier für uns einstellt, ist, dass wir völlig ungeniert auf deutsch alles rumtratschen. Uns versteht ja keiner. Neulich war vor uns an der Supermarktkasse ein weißer Farang, da mußten wir richtig aufpassen für den Fall, dass er deutsch versteht! Oder heute, da sitze ich mit J. auf der Spielplatzbank und da kommt eine vierköpfige, sonnenbrandgerötete, dickliche Erwachsenengruppe noch halb in Badekleidung mit den Poolhandtüchern auf der Schulter vorbeigelaufen (das gehört sich hier einfach überhaupt nicht so halbbekleidet herumzulaufen) und ich sage total laut: "Guck mal, die Farangs, das sind bestimmt Amerikaner". Und erst hinterher merke ich: das können doch genau so gut Deutsche gewesen sein! (Das gehört sich ja auch nicht von mir!)
So ist das, wir sind natürlich Farangs, werden wir immer bleiben. Aber Touristen sind wir eben auch nicht. So dazwischen. Aber so fremd, wir könnten genau so gut vom Mond kommen. Ich kann ja nicht mal die Schrift lesen, oder die Nationalhymne singen. Das würde helfen, wenn ich den Tempeleintritt nicht bezahlen wollte!
Aber ich kann fragen: ist das Schwein? Seht her, das sind Schweineteilchen, an denen ich jeden Morgen auf dem Weg zur Schule vorbeifahre. Die werden hier zum Trocknen in die Sonne gehängt und später mit so einem Gasbrenner flambiert. Im Supermarkt gibt es das industrielle Produkt dazu in der Nähe von den Chipstüten. Hatte aber noch nicht das Bedürfnis davon zu probieren.
Zur Entspannung und als Überleitung zum nächsten Thema noch ein hübscheres Foto:
Wie man zum Friseur geht:
Was macht frau, wenn sie verzweifelt ist und sich ihr Leben krisenhaft ändert? Natürlich, sie geht zum Friseur! So geschehen in den ersten Wochen hier im August.
Aber das war gar nicht so einfach! Im ersten Moment der Depression dachte ich: ein Pixie muß her, ein radikaler Schnitt für eine radikale Lebensumstellung. Außerdem sehr geeignet, um den Nacken hitzetechnisch zu entlasten. Und... es wächst ja wieder, und... ich habe drei Jahre Zeit, bis mich außer meiner Familie wieder jemand sieht der mich kennt, also: so what!
Finster entschlossen mache ich mich also an meinem freien Vormittag auf den Weg und klappere drei Friseure ab:
den ersten finde ich nicht, der Schleichweg durch das Thaidorf ist wirklich sehr pittoresk, allein ich finde weder den Supermarkt, noch den Friseur der daneben sein soll. Der Friseur an unserer Ecke hat GESCHLOSSEN. Der neben der Wäscherei auch. Zufällig komme ich an "Diamond Hair" vorbei. Ebenfalls geschlossen. Bis ins Airport Plaza wollt ich an dem Tag nicht fahren, es sollte der Dorffriseur von nebenan sein!
Es war nicht Montag! Vielleicht ist in Thailand der Friseurmontag der Friseurmittwoch? Keine Ahnung. Oder man geht einfach nur nachmittags zum Friseur?
An einem anderen Tag bin ich dann ins Airport Plaza gefahren. Dort ist man auf Farangs eingestellt und entschuldigt sich auch nicht ausschweifend dafür, dass man mir gleich an den Kopf fassen wird. Im Gegenteil, hätte mir jemand in Deutschland eine solche Kopfmassage verpasst, ich glaube, ich hätte ihn geschlagen, bzw. zurückgehauen. So denke ich nur: " Oh, die ist aber stark, habe ich etwas falsch gemacht?"
Mangels Thaikenntnissen zeige ich ihr ein Bild, das ich extra mitgebracht habe. Wisst Ihr, dass es in normalen Frauenzeitschriften kaum Abbildungen von kurzhaarigen Frauen gibt? Das nur am Rande.
Es wird dann ganz anders und ich bekomme einen ziemlichen Pottschnitt, den ich jetzt immer mit Klämmchen bändige, damit es nicht so blöd aussieht. Fairerweise muss man sagen, dass es ja schon in Deutschland fast unmöglich ist einem Friseur mitzuteilen, was genau man eigentlich von ihm will, also warum hätte es hier klappen sollen?
Zu meinem Trost entdecke ich in "Vogueonline", dass Chloé Sevigny, alt gewordenes It Girl, mit einem ähnlichen Bob auch total dämlich aussieht. HIHI.
Die Lust auf kurze Haare ist mir inzwischen vergangen, vielleicht war das alles ja auch ganz gut so.
Soviel zum Leben als "Mag" (Mitausgereistesfamilienmitglied).
Nut Mut es geht schon gut!
Eure Tina
Liebe K. Ich habe Tränen gelacht. Dein Blog ist einfach nur köstlich.Schau mal in deine mails
AntwortenLöschenLG von S. aus M. an der W.;-)))