Dienstag, 21. Mai 2013

Jetzt haben wir leider auch ein Krankenhaus von innen gesehen. Und wie das immer so ist, gleich zwei Mal nacheinander. Wir sollten über einen Rabatt nachdenken.
Es begann damit, dass unsere Jüngste nachts derart kruppartig keine Luft mehr bekam, dass wir beschlossen wieder aufzustehen und das Ramhospital aufzusuchen. Von allen Krankenhäusern hier, heißt es immer das Ram sei das modernste und beste der Stadt, mit englischsprechendem Personal. Alle Ausländer empfehlen das Ram. Selbstverständlich ist es auch das Teuerste. Es heißt immer: "wenn Du wirklich etwas hast, musst Du ins Ram gehen."




Es gibt ja Leute, die so gut organisiert sind, dass sie sich in mehreren Krankenhäusern für den Fall der Fälle schon haben registrieren lassen. Hier ist es nämlich so, dass man zuerst an einen Schalter geht , um sich als "Krankenhauskunde" registrieren zu lassen. Das heisst, Du zeigst deinen Pass, schreibst auf wo du wohnst, gibst deine Telefonnummer an und deine Krankenversicherung. Ist ja klar, im Prinzip füllst du das Formular aus für deine Chipkarte.
Wir sind leider nicht so gut organisiert, so dass wir mit dem röchelnden Kind auf dem Arm, erstmal die Formalitäten erfüllen müssen. Dabei gibt es ein typisches, auch sprachlich bedingtes Missverständnis. Die bräsige Dame hinter dem Verwaltungsschalter bearbeitet die Registrierung für mich, statt für das Kind auf meinem Schoß. Ist ja klar: ich schleppe immer meine schlafenden Kinder mit, wenn ich nachts in die Notaufnahme gehe. Super! Ich bemerke den Fehler, als man mich auffordert mich hinten anzustellen in einer langen Reihe von wartenden Farangs. Etwa 20 Leute. Ich gehe zurück zum Schalter und sage: Entschuldigung ich bin nicht meinetwegen hier, wir sind wegen des Kindes hier, sie bekommt keine Luft. Jetzt kommt etwas Bewegung in die Sache, M. röchelt leise vor sich hin und wir werden in eine Behandlungsnische geschoben, vorher misst eine männliche Krankenschwester, wirklich "Schwester", den Sauerstoffgehalt in M.'s Finger. Ein ziemlich phlegmatischer oder sehr müder, leicht schäbiger großer junger Arzt (hoffentlich) kommt herein und hilft uns weiter. Endlich.

Ich muss zugeben, dass ich überrascht davon bin, wie vertrauenerweckend so ein blöder weißer Kittel samt Doktorschildchen ist. Ich weiss ja auch, dass den jeder Idiot überziehen kann, aber es hat doch etwas kolossal beruhigendes, bzw. man fühlt sich nicht so gut, wenn so ein verpennter langer Lulatsch vor einem herumdenkt, der ein schäbiges rosa Hemd anhat.
In Deutschland hätten wir uns auf den Balkon gesetzt und kalte Luft eingeatmet, aber hier bekommst Du ja draußen erst recht keine Luft. Es gibt keine Abkühlung. Außerdem war die Situation neu für uns. Bisher hatten wir noch keine Krupperfahrungen. Wir dachten, wir fahren ins Krankenhaus, bekommen irgendein abschwellendes Medikament und gut ist.
Jetzt kann M. erst einmal richtig inhalieren, mit so einer Maske die über Mund und Nase geht. Und das hilft uns wirklich weiter. Der Doktor empfiehlt uns im Krankenhaus zu bleiben. Wir möchten das aber möglichst nicht. Zumal es schon besser geht. Wir hoffen auf ein Medikament, und dann wollen wir wieder nach Hause. Auch da gibt es wieder ein Missverständnis. Das Medikament wird besprochen. Die Dosierung, die Art der Verabreichung (wenn es geht lieber oral, da M. sich bei Spritzen immer so aufregt, dann bekommt sie wieder schlechter Luft...-erklär das alles mal mitten in der Nacht auf Englisch einem ebenso halb englischsprechenden müden Gegenüber.)
Dann werden wir nach oben geführt und denken jetzt gibt es die Medizin. Nein, wir sollen ein Zimmer beziehen. Neue Diskussionen. Mitleidige Krankenschwestern, diesmal weibliche.
M. geht es schon viel besser, sie beginnt die Spielecke umzubauen. Das war wirklich schick. Eine ganz tolle nagelneue Spiellandschaft auf dem Stationsflur. Trotzdem möchten wir nicht übernachten. Gehen wieder runter. Warten. Auf das Medikament. Gehen zur Apotheke. Kaufen die Medizin und bezahlen die Behandlung.
Dazwischen Warten Warten Warten. Zum Glück läuft ein Fernseher. Zuerst sehen wir "Rapunzel neu verföhnt", dann einen Film mit Keira Knightley. Ich bin so müde. Endlich können wir gehen. M. bekommt einen Termin für den nächsten Tag zur Untersuchung und Kontrolle.
Es ist zwei Uhr nachts, nach vier Stunden können wir endlich wieder nach Hause.

Am nächsten Tag lernen wir die "Kinderpraxis" des Krankenhauses kennen.
Ein hypermodernes Raumschiff! Silberne Sofas, ein begehbares Spielraumschiff, futuristische Klettertiere, auch hier mehrere laufende Bildschirme und diverse Schalter von Verwaltung, Kasse etc.






Vier verschiedene Typen von Personal laufen herum. Rosa Kittel mit Häubchen. Das Häubchen macht die fertige Krankenschwester aus. Rosa Kittel ohne Häubchen. Alle aber mit Zopf und großer Schleife!
Und das Beste: türkis und weiß gekleidete "Hostessen". Sehen sehr edel aus, wie Stewardessen einer sehr gehobenen Fluglinie, zu 98% in High Hehls! Die Bedeutung und Aufgabe dieser Damen erschließt sich mir nicht . Von allen Gruppen gibt es sehr viele. Anscheinend sind die Stewardessen dazu da uns vom Warteraum abzuholen, ins Arztzimmer zu bringen, die Anweisungen des Arztes zu hören und uns wieder hinaus zu geleiten. Die Verwaltungsdamen habe ich noch vergessen. Die tragen weiße, buntgestreifte Blusen und sitzen hinter den Computern. Der Einruck insgesamt ist sehr stylish und modern. Ich fühle mich wie in einer Science Fiction Serie. 
Von den vielen Damen fällt ein rosa Kittel besonders auf. Sie arbeitet sehr viel. Alle anderen sind sehr schön und sehr wichtig. Man kann das in Thailand oft beobachten. Auf jeder Baustelle, in jedem Restaurant. Auffälliger als bei uns. Zwei arbeiten, fünf sehen zu. Das ist aber in Ordnung. Sie scheinen es sich in keinster Weise übel zu nehmen. Ich vermute/hoffe sie wechseln sie sich ab.
Der Praxisbesuch macht Spaß! Irgendwie ist das im Gegensatz zu gestern Nacht super organisiert. M. geht es wieder besser. Sie braucht keine weitere Behandlung.





Am nächsten Tag wird unser Zweitkläßlersohn in der Fußballpause von einem Jungen aus der 7. Klasse "abgeschossen", verliert kurz das Bewußtsein und fällt blöd aufs Kinn. Was ich am Anfang für eine Schürfwunde gehalten habe, ist ein ganz schöner Spalt und ich schicke meine beiden "Männer" wieder ins Ramhospital zum Kleben.
Es gibt ja Leute, die sind so gut organisiert, dass sie Klebepflaster zu Hause haben..............
Nächstes Mal habe wir welche.
Ich kann allen Auswanderern nur empfehlen als Ehefrau eine Ärztin oder Krankenschwester mitzunehmen. Außerdem dringend gesucht: Logopäden, Physiotherapeuten, Friseure.............
Musiker können im Prinzip zuhause bleiben.

Trotzdem: Nur Mut, es geht schon gut
Eure Tina




2 Kommentare:

  1. Oh je, das Brauch doch echt kein Mensch!
    Du hast übrigens den Namen Deine Tochter einmal ausgeschrieben, sonst immer mit M. abgekürzt...
    Lg, uta

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    1. Danke, da hab' ich doch ein Mal zu kurz Korrektur gelesen! LG Tina

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