Dienstag, 4. September 2012

Neulich waren wir zum ersten Mal etwas touristischer unterwegs. Wir wollten zum Samstagsmarkt, der "Saturday Walking Street", wurden dann aber von sintflutartigen Regenfällen daran gehindert. Also disponierten wir um, und fuhren zum "Night Basar", der  mehr überdacht ist. Der Night Basar steht in jedem Reiseführer und findet täglich statt. Hier ist es etwas touristischer, was die Klientel und die Preise anbelangt. Für den Anfang war das für uns vielleicht gar kein so schlechter Einstieg. Ging ja sowieso nicht anders wegen des Regens. Wahnwitzig viele Stände und Verkaufsartikel, die wir jetzt so nicht erwartet hätten.




Wie ein blutiger Anfänger kaufen wir die ersten Dinge ohne zu handeln! Nun weiß ich, dass auf dem Night Basar wohl grundsätzlich der doppelte Preis als erstes genannt wird. Der kommt uns allerdings so niedrig vor, dass wir erst später beginnen zu handeln. Es dauert ein bisschen, und ich bin bestimmt noch kein Profi, bis man ein Gefühl dafür bekommt, welchen Wert die Dinge hier haben.
Nach ein paar Versuchen werden wir besser und ich mache schwer Eindruck mit den paar Zahlen, die ich inzwischen gelernt habe. Noch am selben Tag war ich mit meiner Sprachlehrerin zu den Hundertern und Tausendern vorgedrungen.
Natürlich handeln wir sehr behutsam, wir sind ja nicht auf einem türkischen Basar! Gnadenloses Runterhandeln, von einigen Farangs vielleicht als Sport betrachtet, würde uns hier einfach nur unmöglich machen und zu unwiederbringlichem Gesichtsverlust führen. Für Thailänder ist der materielle Anschein extrem wichtig. Für einen Thailänder kommen gefälschte Markenartikel überhaupt nicht infrage. Lieber verschuldet er sich, um sein Ansehen mit teuren Besitztümern zu steigern, als sich mit einem Fakeprodukt sehen zu lassen. Zu hartes Handeln könnte ihn in Verdacht bringen "arm" zu sein, wodurch er sein Gesicht verlieren würde. Die Thais denken, dass wir alle steinreich sein müssen, weil wir es uns leisten können hier zu sein. Wenn wir zu hart feilschen, ist das einfach nur hochnotpeinlich und wir würden dafür keinesfalls Bewunderung ernten, weil wir so sparsam mit unserem Geld umgehen, sondern wir würden als geizig und hartherzig dastehen. Davon abgesehen, haben wir ja nichts dagegen, dass die Thai an uns ihr Geld verdienen.
 Für Thailänder ist das Geld dazu da, ausgegeben zu werden. Am Besten für Dinge, die Spaß machen (Sanuk). Wohl auch aus diesem Grund ist das Land in wirtschaftlicher Hinsicht fest in der Hand der Chinesen und Inder. Aber dazu vielleicht ein andermal.




Auf dem Night Basar gibt es eine sehr lustige Sache extra für uns "Farang". Wir können, für gar nicht wenig Baat (Geld) unsere Füße in ein Bassin mit Fischen tauchen und uns anknabbern lassen. Das soll sehr gut für die Durchblutung, Haut etc. sein und allem Anschein nach wohl auch sehr kitzlig!
An diesem Abend haben wir keine Zeit mehr dazu, aber dies ist eine Touristenattraktion, die ich unbedingt noch einmal erleben möchte. Wenn es soweit ist, werde ich an dieser Stelle berichten!


An einem anderen Abend schaffen wir es dann doch noch auf die Saturday Walking Street. Hier gibt es deutlich weniger Touristen und die wenigen, die ich erblicke sehen genauso dösig aus, wie ich vermutlich auch. Einer läuft doch tatsächlich mit weit offenstehendem Mund herum!



Die Thais amüsieren sich königlich und sind in Heerscharen gekommen. Dieser Markt ist nur samstags und vom Warenangebot und vom "Kolorit" sehr viel hochwertiger und authentischer als auf dem Night Basar. Es gibt auch keine Fische, die meine Füße beknabbern könnten.




Die Durianfrucht ist in Thailand die "Königin" der Früchte und auch teurer. Für unsere Nasen stinkt sie dermaßen, dass ich es noch nicht geschafft habe, sie zu probieren. Ich bin eben noch ein Anfänger und ein wirklich dummer Farang!




Diese Früchte heißen Longan und schmecken auch ein bisschen wie Litschi. Unsere jüngste Tochter M. mag sie sehr gerne.













So sitzt man hinter den Ständen und isst erstmal Abendbrot.













Hier handelt es sich um Seife





Überall wird Sushi angeboten, aber bei der Wärme ist mir das Ganze nicht geheuer und ich lasse lieber die Finger davon.





Dies ist eine typische Thaisüßigkeit (khanom thai) und wird aus Mehl und Eiern hergestellt, schmeckt leider aber nicht so bunt wie sie aussieht, sondern ein bisschen fad.






Liebe Grüsse nach Berlin!





Dies ist eine grosse Glibberkugel, eine chinesische Süßigkeit, die wir nicht probiert haben, weil gerade als wir dort waren an diesem Stand der Strom ausfiel und sie keine Zeit für uns hatten. So richtig haben wir aber auch nicht gewollt. Stattdessen haben wir Klebreis mit Mango gegessen, Sehr köstlich!!!!!!!!






 Auf der Saturday Walking Street gibt es an jeder Ecke improvisierte Massagesalons, wo wir für 60 B. pro Halbestunde unsere Füße, Schultern, Hals oder Kopf behandeln lassen können. Improvisiert soll heißen, ein Bereich auf der Straße ist mit Stühlen, Isomatten und Decken abgetrennt, wie ein kleines Beduinenzelt und dient als Salon. Am Ende des Tages verschwindet die Einrichtung wieder bis zur nächsten Woche.





Wir gönnen uns, nach dem wir gespeist, gespielt und eingekauft haben, als erstes eine Fußmassage. Die ist einfach himmlisch!.
J. döst in seinem Stuhl vor sich hin und ich beobachte die Leute, die an dem Massagestand vorbeiziehen.  Hier lassen sich auch die Thais massieren (wie gesagt, es sind ja kaum Farangs da, was natürlich auch noch an der Jahreszeit liegt).
Das wäre eigentlich auch eine Idee für deutsche Einkaufszonen, natürlich zu höheren Preisen, aber der Bedarf wäre doch auf jeden Fall da, oder?
Uns hat es so gut gefallen, dass wir im Anschluss gleich noch eine Schulter& Kopf Massage in einem anderen Etablissement buchen. Die ist dann wirklich schrecklich!
Ich habe das Pech von der Chefin selbst behandelt zu werden, und ich muss schon sagen, die Gute hat einen stahlharten Griff und keine Technik. Ich versuche die schmerzhafte Behandlung so thailändisch gelassen wie möglich über mich ergehen zu lassen. Noch während unserer Massage kommt der grosse Regen. Schon bei den ersten Tropfen bricht die helle Panik aus.
Das ist so etwas, was wir überhaupt nicht verstehen, aber für Thais absolut typisch ist. Sie leben ganz und gar im Augenblick und obwohl wir mitten in der Regenzeit sind und nur für diese drei Monate man sich doch eigentlich darauf einstellen könnte, dass es einmal am Tag heftigst regnet, sind sie so überrascht und panisch als sei eine Herde Elefanten im Anmarsch. (Vielleicht wäre das gar nicht so schlimm gewesen!)
(Übrigens ist es anscheinend überhaupt nicht peinlich, sondern vielmehr üblich, in Ermangelung eines mitgenommenen Regenschirms sich einfach eine Plastiktüte über den Kopf zu stülpen.)
Ich bin zum Glück gerade fertig, aber J. noch nicht. Anscheinend kommt es überhaupt nicht infrage die Massage zu unterbrechen, also bedecke ich J. mit einem Handtuch, damit er nicht zu nass wird (seine Masseurin steht unter einem Dachvorsprung) und sehe zu, wie um mich herum hektisch umgebaut wird. Leider ist mein Fotoapparat in diesem Moment fünf Meter von mir entfernt und ich komme nicht ran.

Die kleinen Frauen holen eine riesige Plane und drei Sonnenschirme hervor, die unter die ausgebreitete Plane gewuchtet werden, so dass ein Dach entsteht. Die Männer von den Nachbarständen schauen tatenlos zu. Dass mal eben einer mit anpackt scheint unüblich zu sein. Als ich mithelfe die Plane hochzuhalten wird das ganze ein großer Sanuk (Spaß) und die thailändische Kundschaft hilft auch ein bisschen mit. Am Schluss lachen wir alle sehr, als nur noch ein Herr dasteht und die Plane hält. Den lassen wir jetzt da stehen!
Sehr schlechte Massage, aber sehr viel Spaß.
Inzwischen hat es längst wieder aufgehört zu regnen und wir machen uns auf den Heimweg.





Nur Mut es geht schon gut!
Eure Tina

Sonntag, 2. September 2012

September

Langsam fange ich an zu begreifen, dass wir hier wirklich in den Tropen leben.
Subtropen, o.k.
In der ersten Nacht, in der wir das Fenster öffneten, trafen unsere europäischen Ohren auf eine Geräuschkulisse, wie wir sie bisher nur von Regenwald-CDs und unserem Ausflug nach Leipzig in das Regenwaldpanorama kannten.

Erstes Gebot hier : immer die Türen schliessen und sofort nach dem Fensteröffnen, die Moskitogitter wieder schliessen. Es gibt wirklich viel Ungeziefer, und man möchte so wenig ungebetene Gäste wie möglich empfangen. Die Mücken und Ameisen kommen trotzdem immer irgendwie rein.
Abends, zum einschlafen, machen wir die Air Condition (kurz genannt "Klimi") an. Später, wenn wir das Licht ausmachen, wieder aus und öffnen die Fenster. Sofort hören wir lautestes! Grillenzirpen und Krötenquaken, exotische Vogelstimmen, etc., etc. Das einzige Geräusch, das noch fehlt ist das von kreischenden Affen.
Die Kröten klingen so laut, als wenn der Nachbar vor seiner Haustür sägt. Die Kröten wandern durch die Kanalisation, deshalb ist es nicht jeden Abend gleich laut. In der zweiten Nacht, als ich sie das erste Mal hörte, habe ich wirklich gedacht, der Nachbar hat einen Anfall von nächtlicher Heimwerkerlust.
Allein die unerhörte Ausdauer des Geräusches ließ dies irgendwann doch unwahrscheinlich werden.

Zu dieser Jahreszeit regnet es nachts manchmal so heftig, dass sich die Tiere schon in Zweierreihen in der Straße aufstellen. Wir leben wirklich mitten im Dschungel. Wenn hier nicht so wild gegärtnert und gebaut würde, würde dieses Gebiet innerhalb von zwei Wochen wieder zum wilden Dschungel zuwachsen, da bin ich mir sicher.
In deutlichem Gegensatz dazu, steht die thailändische Ansicht darüber, wie ein Garten auszusehen hat. Nämlich topgepflegt und akkurat abgezirkelt. Damit unser Vermieter zufrieden ist, beschäftigen wir zwei seiner bevorzugten Gärtner. Eine Frau, die alle zwei Tage zum Gießen, Blätter aufsammeln etc. kommt und einen Mann, natürlich mit mehreren Gehilfen. Der kommt ein Mal im Monat zum Rasenmähen und Hecken und Sträucher schneiden. So sieht es dann aus:








Dieser Freund wurde beim Überqueren der Straße überrascht und zu uns gebracht. Wir haben ihn in den Teich gesetzt und dann nicht mehr wiedergesehen.









Unser Familienzuwachs: wir haben von unseren Nachbarn zwei Wüstenschildkröten übernommen. Leider büxt die eine immer aus, so dass unsere tägliche Gartenarbeit jetzt darin besteht die Schildkröte zu suchen!












Skorpione und Schlangen haben wir noch nicht gesehen, aber sie sind da! Deshalb betreten wir sicherheitshalber den Rasen nicht barfuß.







Neuerdings haben wir auch eine Meebaan, eine Putzfrau. Die kommt jetzt zweimal die Woche von 9:00 bis 16:00 Uhr. Ist das nicht unglaublich!!! Im Moment, da unsere Möbel und unser Krimskrams noch nicht da sind, weiß sie gar nicht was sie die ganze Zeit machen soll. Von 12:00 bis 13:00 Uhr fährt sie in ihre Mittagspause und trifft sich mit den anderen Frauen, die hier putzen und arbeiten zum Essen. Sie ist eine wirkliche Perle und spricht nur Thai! Ich behelfe mir mit den paar Vokabeln, die ich bis jetzt gelernt habe und meinen Händen und Füßen.





Das ist der heiße Ofen der Meebaan

Ein Detail des Straßenverkehrs, das unsere
Kinder total lustig finden, ist der Countdown an den Ampeln. Das ist wirklich praktisch. Daran kann man auch immer gut sehen, wie lange man noch grün hat, um über die Kreuzung zu kommen. Gleichwohl bedeutet eine rote Ampel hier nicht dasselbe wie in Deutschland!



 Hier noch ein paar Gartenbilder:





Spider Lily










Unser viertes Mietauto,

alles falsch herum.




Vor der Haustür ziehen wir sehr thailändisch unsere Schuhe aus und treffen manchmal Kakerlaken, die wir aber nicht in unser Mittagessen einbauen.







 


So sieht es bei uns aus. Herzliche Grüße in kakerlakenfreie Zonen!
Nur Mut es geht schon gut!
Eure Tina