Montag, 31. Dezember 2012




Wie ich an anderen Blogs bemerke, ist es wohl üblich eine Art Jahresrückblick zu feiern. Nun, warum nicht. Hier noch ein paar Fotos und Bemerkungen zum Jahr unserer "Auswanderung"!


Im Januar wiegten wir uns noch in harmloser Sicherheit und genossen den Schnee in Berlin. Ach, war das schön!





In den folgenden Monaten verdichteten sich die Gerüchte, und im März habe ich tatsächlich in der Oper angefragt, ob sie mich für drei Jahre freigeben könnten.



Im April bereitet sich mein Mann bereits in einer Einführungswoche vor und ich packe die ersten Kisten.....




Im Juni/Juli packen wir endgültig den Haushalt zusammen, verkaufen unsere gute alte "Tante Mette" und verlassen am 15. Juli Berlin und am 31. Juli Deutschland.





Ab August beginnt unser großes Abenteuer. Mönche, Elefanten, Buddhas. Schwül warmes Wetter allüberall. Gleichzeitig lernen wir eines der größten und schwierigsten Gefühle überhaupt kennen: Heimweh.
Meine Lieblingsstelle im neuen Hobbitfilm: ..."You' re homesick...."





In meiner Vorstellung von Berlin aus, dachte ich, ich würde hier sehr viel Zeit für mich haben. An meinem Schreibtisch sitzen und an meinem Fenster die Elefanten vorbeiziehen sehen.
Nun ja, tatsächlich, habe ich schon viele Elefanten gesehen.




Und viel anderes Getier:







Termiten, mal wieder!



Tatsächlich, sitze ich viel im Auto und der Schulalltag fordert uns alle sehr. Die neuen Abläufe und Organisationsformen müssen erst eingeübt werden und so manches mal verfluchen wir die Abenteuerlust meines Mannes.
Als Entschädigung leben wir in der inmitten der schönsten Natur, die man sich vorstellen kann.






Seine Majestät sind immer in der Nähe 



und irgendwann kam ja auch der Wasserkocher und es gab auch wieder einen schönen Kaffee!




Wir machen hier viele neue aufregende Erfahrungen und eine der schönsten, das kann man jetzt schon sagen, ist dass ich ja doch mehr Zeit habe als zuhause. Wir haben schon viele Spiele mit den Kindern gespielt, Ausflüge gemacht, Bücher vorgelesen.... 

Viel mehr als in Berlin. Ich genieße es sehr, jetzt drei Jahre lang meine Kinder ins Bett bringen zu können. Das war ja vorher nie möglich.



Weihnachten ist am Ende ganz gut gelaufen, auch wenn ich es sehr anstrengend fand halbkrank den Gottesdienst zu singen und mir in "White Christmas" an der Stelle "and I am longing to be up North" etwas die Nerven geflattert haben, hatten wir doch einen schönen Familienabend ohne, dass Heimwehtränen geflossen wären.






Wie gesagt. Heimweh ist ein großes, schwieriges und auch schönes Gefühl. Denn, wie schon Bilbo Beutlin weiss, können wir es ja nur empfinden, weil wir ein schönes Zuhause haben.




In diesem Sinne. Ich wünsche Allen ein schönes, gesundes und fröhliches Jahr 2013, vielleicht mit ein bisschen Abenteuer!


Nur Mut, es geht schon gut!
Eure Tina












Mittwoch, 26. Dezember 2012






Wir waren auf Phuket. Eine Woche vor Weihnachten. Schnorcheln und Baden in vier verschiedenen Pools.



Das Hotel heisst "Sunwing" und ist perfekt für Familien mit kleinen Kindern. Das Einzige was man gegen dieses Hotel sagen könnte, wäre, dass es hier eine unverschämt hohe Dichte von extrem gut gebauten, blonden schwedischen Müttern mit mindestens drei Kindern gibt. Wie ich aus sicherer Quelle weiss, ist ja "Thailand dem Schweden sein Mallorca"!
Bei der ersten Superfrau dachte ich noch:" Naja, die sieht ja gut aus...."
Bei der zwölften ist mir das Lachen vergangen. Das ist gar kein Klischee!!! Die sind wirklich alle hübsch, blond, schlank etc.. Das könnte so einer kleinen, runden Brünetten glatt die Urlaubslaune verhageln. Tut es aber nicht.
Fairerweise muss man sagen, dass zu diesen schwedischen "Superwomenmüttern" auch sehr gut gebaute, schwedische junge Väter gehören, die übrigens  immer tätowiert sind. Hier eine Frage an alle Schweden, die dies lesen: "Wie macht ihr das?"

Spass beiseite: es sei Euch gegönnt. Unsere Hotelmitbewohner sind so angenehm gelassen und unaufdringlich, dass es eine reine Freude ist. (Ich bekomme übrigens keine Provision vom Hotel, aber was nicht ist, kann ja noch werden-haha)




Wir plantschen also von Pool zu Pool, zum Meer und zurück. Das Meer sieht übrigens genauso aus wie im Katalog! Zwischendurch haben wir einen wirklich schönen Schnorcheltagesausflug gemacht. Ich kann das nur empfehlen. Leider können auch wir es uns nicht leisten, exklusiv ein Boot zu chartern und allein zum Riff zu fahren. Aber ehrlich gesagt,  haben mich die anderen Touristen bei diesem Ausflug überhaupt nicht gestört. Die Gruppe auf dem Speedboot, mit dem man fährt ist ja klein und an den Stränden verteilt es sich dann doch.

Wir fahren auch an Affenfelsen vorbei.





Immer wenn ich wieder so einen schönen Fisch gesehen habe, habe ich komische Laute des Entzückens in meinen Schnorchel getutet.
Die Bucht aus dem Film "The Beach", jaja Leonardo di Caprio usw., das habe ich an diesem Tag ungefähr 2000 Mal gehört, ist auch wirklich "nicht übel". Auch wenn man sie sich mit unzähligen Touristen teilt, unter anderem mit völlig losgelösten Chinesen, die wirklich gut drauf waren und den ganzen Strand beschallt haben.




Ich habe sehr viel Spaß gehabt und den Tag sehr genossen.


Morgens wurden wir vom Hotel abgeholt und auf die andere Seite der Insel gebracht, zum Hafen Boat Lagoon Marina.
Dort werden wir alle vor einem Adler (?) fotografiert, der anscheinend in Festanstellung dort sitzt. Der Fototermin ist Pflicht, um uns evtl. wieder zu finden, falls wir verlorengehen, bzw. damit wir am Ende des Tages das Bild erwerben. Wir finden uns diesmal aber nicht so gut getroffen und lassen dieses Foto mal weg. Die ganze Fahrt wird auch gefilmt und wir könnten die DVD zum horrenden Preis von 1600 Bäht erwerben. Da lachen wir kurz und herzlich und nehmen auch davon Abstand.

Man schippert uns mit dem Speedboot, vorbei an Mangrovenwäldern, nach Bamboo Island und nach Ko Phi Phi, wo wir schnorcheln und zum Baden nach Maya Bay, wo wir wie gesagt Leonardo nur ganz knapp verpassen.



Keine Frage, es ist touristisch. Aber das Ambiente ist unschlagbar, die Tiefenentspannung setzt sofort ein und das Wetter ist herrlich. Karibische Gefühle, bunte Fische und wunderbares Wasser....



Eine Sache muss ich allerdings noch erwähnen und sie passt 100% zu meiner Vorliebe für Slapstickkatastrophen. Sollte jemand bedingt durch den Seegang oder einen Sonnenstich sich an einem solchen Tag übergeben müssen, dann bitte NIEMALS über die Reling am Bug des Speedbootes bei voller Fahrt. Das Ergebnis kann nur im Gesicht deines Mitreisenden landen....




Da ich glücklicherweise nicht direkt betroffen war, habe ich hilfreich Wasser gereicht und mich, mea culpa, innerlich kaputtgelacht.


Nur Mut es geht schon gut
Eure Tina


Mittwoch, 19. Dezember 2012






Viele haben gefragt, wie es hier mit Weihnachten ist. Erst einmal sehr seltsam. Im deutschen Hochsommer denken wir nicht an Weihnachten und haben normalerweise nicht das Verlangen nach Zimtsternen. Solange es ging, habe ich versucht den Dezember zu ignorieren. Aber wenn Du in einer deutschen Community bist, holt er Dich zwangsläufig schnell ein. Zuerst kommen aufgeregte Mails aus Deutschland mit der Frage nach Wunschzetteln. Dagegen ist nichts zu sagen. Aber dann kommen die Kinder und plötzlich brauchst Du einen Adventskranz und einen Kalender und dann ist auch noch Nikolaus. Aber in die FlipFlops passt ja nichts hinein. Sie haben dann Gummistiefel vor die Tür gestellt.


In letzter Sekunde mithilfe einer abendlichen Lieferung nach Hause (Vielen Dank noch Mal an dieser Stelle), bekamen wir trotz meines "Vogel Strauss Verhaltens" noch einen Adventskranz in Form eines Bambusholzes mit ausgesägten Auslassungen für vier rote Teelichte.
Schokoladenadventskalender gibt es hier nicht und Playmobil kann man per Amazon bestellen, aber  das braucht einen langen Vorlauf.
Die Wende kam dann mit einem adventlichen Geschenk der Familie N. Fünf Bratäpfel mit Nussfüllung in einer Papiertüte mit Weihnachtsschleife. Ich hatte wirklich grosse Zweifel und hielt die Dame des Hauses N. freundlich gesagt für leicht verrückt. Aber dann haben wir die Dinger in den Ofen geschoben und der Bann war gebrochen. Das war trotz des sommerlichen Wetters einfach nur köstlich und schön. Von da an habe ich Zimtsterne ohne Ende gebacken, Weihnachtsmusik gehört und Geschenke eingepackt. In der Schule gilt es als ausgesprochen cool und schick mit Weihnachtsmütze herumzulaufen!
Zu allem Überfluss haben wir auch noch einen Plastikweihnachtsbaum erstanden und die Kinder damit glücklich gemacht. Wenn mir das in Deutschland einer erzählt hätte!





Jetzt sind wir gerade auf Phuket, bevor wir am 22. zurückfliegen, um endgültig Weihnachten zu feiern. Mit einem großen Gottesdienst der Gemeinde in einem schicken Hotel in Chiangmai. Nach wie vor halte ich Badeurlaube und Plastikweihnachtsbäume für vollkommen DURCHGEKNALLT und hätte von Deutschland aus nie so einen Urlaub gebucht, aber so ist nun mal unser Leben hier und jetzt.

Immer wenn wir im Internet sind und die Bilder aus Deutschland sehen, sagen die Kinder:" ooooh Schnee".
Die Kinder in Deutschland sagen bestimmt ooooh Strand...



Ich bin ja ein echter Fan von diesen amerikanischen Weihnachtskatastrophenfilmen, in denen der Truthahn mindestens im Ausschnitt der Schwiegermutter landet etc. Ich entwickle ähnliche Visionen für unser Fest hier:

Die Amazonbestellung kommt erst eine Woche nach Weihnachten an, deshalb haben wir nicht die richtigen Geschenke und die Kinder machen lange Gesichter unter dem Plastikbaum.





 Dieser verkraftet nicht die geballte Energie schlechter Emotionen und knickt erstmal in der Mitte ab und fällt auf die teuren aus Deutschland mitgebrachten Holzengel, die sich alle Flügel brechen. Großes Geschrei, man zieht die Flip Flops an, weil die guten Schuhe inzwischen in der Kammer verschimmelt sind, Mutter schmeisst sich in das grüne Seidenkleid, das geht aber nicht zu, weil sie vor lauter Frust zu viele Kekse gegessen hat, schliesslich wird sie eingetackert und die Familie  begibt sich ins Hotel. Dort wird Mutter leider verhaftet, weil sie im Weihnachtsgottesdienst öffentlich singt, aber keine Arbeitserlaubnis als Künstlerin hat. (Dieser Teil ist durchaus realistisch). Mutter verbringt also die heilige Nacht ohne Esel und Ochs im Knast während Vater mit drei heulenden, übermüdeten Kindern viel zu spät weiter die falschen Geschenke auspackt.....und immersoweiter


Wahrscheinlich wird es aber ganz schön, das grüne Kleid ist praktischerweise zum Zuschnüren (das passt immer!) und ich berichte dann fast live nach dem 24.





Nur Mut es geht schon gut
Eure Tina


Mittwoch, 28. November 2012




Jetzt ist es passiert. Wie gesagt, die Stromrechnung kommt hier ziemlich unkonventionell ohne Umschlag daher. Unser unkonventioneller Postbote (immer auf dem Motorrad, niemals absteigend!) hat diesen Zettel nicht in den Briefkasten, sondern in so ein kleines Plastikteil darüber geschmissen, worauf der Zettel, sprich unsere Stromrechnung davonflog. Ich habe das sogar noch gesehen, mir aber nichts Böses dabei gedacht, weil ich den Zettel für Werbung hielt. Inzwischen habe ich gelernt, das dieses kleine Plastikkästchen extra und ausschließlich für den Stromzettel dort hängt. Leider ist unser Kästchen defekt und schließt nicht mehr.
So weit so schlecht. Langsam wurden wir nervös und heute Morgen bat ich meine Thailehrerin für mich beim "Stromamt" anzurufen, um zu fragen, wie wir jetzt unsere Rechnung bezahlen können. In letzter Minute! Morgen hätten sie uns den Strom abgestellt!




Ich fahre ganz schnell nach dem Unterricht nach Hause, weil dort ein Handwerker zu erwarten war.
Ich muss schon sagen, das klappt wirklich super. Wir haben einen ganz tollen Vermieter, der sofort handelt, wenn irgendwie ein kleines Problem auftritt. Direkt nach den Termiten kommt die Pestcontrol und sprüht erneut Gift (na toll!) und wenn die Leitung tropft kommt auch am nächsten Tag der Handwerker ("my people, you can trust!") Ob die Probleme dann wirklich wirkungsvoll beseitigt werden können, steht ja auf einem anderen Blatt (Termiten) aber der gute Wille ist auf jeden Fall da!
Ich frage meinen Vermieter  wo das Elektrizitätsamt ist. Auf dem Weg nach Ban Tawei auf der rechten Seite, weißes Haus, thailändische Nationalflagge...
Das müsste doch zu finden sein.

Nachdem der Handwerker weg ist, düse ich also gleich wieder los und suche die Behörde.
Zuerst halte ich aber an einer Art Firma: weisses Haus, rechte Seite, Nationalflagge. Aber zu früh!
Der nette Pförtner weist mir den Weg als ich ihm die Rechnung zeige (eine alte). Zum Glück bekommen wir alle die gleiche Stromrechnung, so dass er sie sofort erkennt und versteht wo ich hin möchte.
Zum Glück habe ich die Vokabeln: "Kreuzung", "links abbiegen" und "geradeaus" schon gelernt!
Ich fahre also weiter und da kommt noch ein weisses Gebäude mit vielen Flaggen. Und vorne steht es sogar drauf!




Ich bin so glücklich! Da gerade Mittagspause ist, habe ich den ganzen Parkplatz für mich (überlege kurz ob ich mich zur Feier des Tages quer stellen soll) und betrete beschwingten Schrittes das Amt. Der Innenraum ist im Prinzip unserem Bürgeramt nicht unähnlich, aber kleiner und viel schöner!



Es gibt einen wunderschönen Holztresen mit Spiegelsäulen zwischen den fünf Schaltern. Von denen ist leider nur einer geöffnet. Als ich den Raum betrete und eine Nummer ziehe, ist gerade Nr. 308 an der Reihe. Ich ziehe die 316 und setze mich. Die Stühle sind blau und an der Decke hängen lauter kleine rote Lampions. Man hat also in den Nationalfarben dekoriert. Die Schilder an den Schaltern leuchten freundlich in einem warmen Gelb und über allen hängen die obligatorischen Portraits von König und Königin. Man wartet geduldig, aber das gehört sich ja auch so, wenn die Monarchen auf einen nieder blicken. Der König guckt wie immer relativ streng und die Königin ist wie immer eine sehr schöne Frau. Beide Bilder sind eher aus jüngeren Tagen des Paares.




12 Uhr 45, es öffnet ein zweiter Schalter, juchhe!
Die Sachbearbeiter tragen alle lila Shirts und die Beschriftung an den Glasscheiben ist auch unvermeidlich lila. Dieses Lila kenne ich schon von der Führerscheinstelle. Das ist sozusagen "lila von Amts wegen".



kein offizielles Gebäude ohne Elefanten!

Auf dem Bildschirm erscheint die 312. Jetzt geht es wirklich schnell. Die lila Shirts kommen aus der Mittagspause zurück und schon nach 9 Minuten Wartezeit komme ich dran. Ich bin wirklich sehr aufgeregt. Aber in Thailand fängt nicht so leicht ein Sachbearbeiter an mit acht Armen zu wedeln, nur weil so ein Farang seine Rechnung verloren hat. Ich werde sehr freundlich behandelt, zahle unkompliziert (die Rechnung heute Morgen im Backshop war übrigens ein Drittel höher als die Stromrechnung für den ganzen November!) und schwups bin ich draussen und mache noch ein paar Fotos für Euch!





Nur Mut es geht schon gut!
Eure Tina