Dienstag, 19. Februar 2013


Schon sehr lange plane ich über "McKean" zu schreiben. Einen fantastischen Ort außerhalb der Stadt, an dem wir jeden Morgen auf dem Weg zur Schule vorbeifahren und wo wir jeden Sonntagnachmittag zum Gottesdienst der Thai/Deutschen Gemeinde gehen.
Das Gelände, das heute von allen nur "McKean" genannt wird, ist eigentlich eine Insel im Fluss Ping, namens Koh Klang.
Die Vegetation ist trotz aller gärtnerischen Maßnahmen wild und tropisch und abseits der Straße, die einmal rund über die kleine Insel führt, wird es dschungelartig. Die Insel wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zum perfekten Refugium und Quarantäne Ort für die Leprakranken Thailands. 1905 wütete die Krankheit besonders schlimm in Chiangmai und ein Arzt und presbyterianischer Missionar, Dr. James McKean (1860-1949), errichtete mit der Unterstützung der thailändischen Regierung und des Königshauses  auf der Insel für die Erkrankten eine Quarantänestation, Heimatstätte und Versorgungsstation gleichermaßen, "a leprosy home". 1908 begann es mit drei Cottages und sechs  Bewohnern, im Laufe der nächsten 20 Jahre wuchs die Leprakolonie dramatisch
weiter.







Am Ende seiner Mission in Thailand 1931, hatte Dr. James McKean in Chiangmai  u.a. das "American Hospital" gebaut und 24 Jahre lang geleitet. Die Leprainsel auf Koh Klang beherbergte 500 Bewohner, davon 350 lepröse Patienten. Es waren 143 Gebäude errichtet, davon 116 kleine Cottages, neun Schlafsäle, eine Kirche, ein prachtvolles kolonial anmutendes Verwaltungsgebäude, eine Schule, sowie eine Näh- und eine Möbelfabrik. Die Insel wurde in einer Art Selbstverwaltung und - regierung geführt.
James Mckean erhielt für seine Leistungen von König Rama VII den "Weißen Elefanten Orden" sowie 
den königlichen Ritterorden Siams verliehen ("Insignia of Knight of the Order of the Crown"). 1948 benannte man das "Chiangmai Leper Asylum" um in "McKean Leper Home".





Heute ist, wie wir wissen, Lepra heilbar und in vielen Ländern besiegt. Aber in vielen Enwicklungs- und Schwellenländern, und das wissen wir vielleicht nicht, gibt es diese Krankheit noch. Laut WHO gibt es immer noch 12 Mio. Leprakranke weltweit und minütlich kommt ein neuer Fall hinzu.
Trotzdem erklären gerade Schwellenländer wie Thailand diese "mittelalterliche" Krankheit gerne vorschnell als besiegt. In Thailand musste jede mit Lepra befasste Einrichtung schließen, oder sich wenigstens umbenennen. Deshalb heißt McKean heute: "McKean Rehabilitation Center & Hospital".
Träger ist die Church of Christ Thailand.
In dem Krankenhaus waren wir übrigens, um unsere Gesundheitsprüfung für den Thaiführerschein zu absolvieren. Das war eine denkwürdige Aktion, von der ich noch gesondert schreiben werde...







Heute stehen die meisten Cottages leer. Aber einzelne sind noch von armen und ehemaligen Leprapatienten bewohnt. Neulich blickte ich beim Spazierengehen plötzlich unvermittelt einer jungen Frau im Rollstuhl in ihr Zimmer, die gerade fern sah und mir freundlich zuwinkte. Auch einzelne Häuser kann man über die Verwaltung mieten. Es gibt ein Altersheim, das Krankenhaus, nach wie vor die Kirche und die Halle die unsere Gemeinde für ihren Gottesdienst mietet und in der ich auch jeden Donnerstagabend zum Energydance gehe. Ich vermute die Thais in der Hütte gegenüber lachen sich über uns kaputt!

In den 80er Jahren gründete Mr. Oun Wougwian mit Freunden ein "Handicraft Center" auf dem Gelände. Selbst ehemaliger Patient auf der Insel suchte er nach einem Weg, die Armut und Erwerbslosigkeit der Inselbewohner zu lindern. Heute wird seine Fertigungsstätte auch von Oxfam unterstützt.

http://youtu.be/pfyutHXHM0s






Eine Rundfahrt über die Insel gibt es hier: http://youtu.be/RhuvZA3LVV0





Jeden Sonntag im Gottesdienst komme ich mir vor wie eine thailändische Version von Laura Ingalls aus "Unsere kleine Farm". Die Umgebung ist so unglaublich schön. Die Kinder toben um uns herum und spielen Fußball, wir trinken Kaffee und anschließend gehen die Kinder in den Kindergottesdienst und wir Erwachsenen nehmen Platz in der McClanaham Memorial Hall. Wenn nicht die teilweise entsetzliche Lobpreismusik wäre (Sorry, aus der Nummer komme ich nicht mehr raus, O Old Germany gelobt sei das evangelische Kirchengesangbuch!), es wäre das Paradies in Chiangmai.
Well then, Ihr Lieben, Denkt daran: der Frühling kommt!
Nur Mut, es geht schon gut!
Eure Tina